Nachlese zum BiVÖ Business Breakfast
Am 17. November 2021 fand das BIVÖ Business Breakfast in hybrider Form statt. Am runden Tisch versammelten sich neben den Referenten Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber, Präsidentin des Österreichischen Biosimilarsverbandes und DI Berthold Reichardt, Behandlungsökonomie der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) Prof. Andrea Laslop (BASG), Elfi Jirsa (Präsidentin Myelom- und Lymphom Hilfe Österreich), Stefanie Braunisch MA (NEOS), Mag. Stefan Baumgartner (IQVIA) sowie als Vertreter der Mitgliedsfirmen des BIVÖ Dr. Wolfgang Andiel (Sandoz) und Mag. Helmut Kaisergruber (Astro Pharma). Online verfolgten an die 25 Teilnehmende die Veranstaltung.
Österreich: 49 Biosimilars zu 14 Wirkstoffen verfügbar
Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber eröffnete mit einem Überblick der Eintritte von Biosimilars in Österreich seit 2008. Heute sind 49 Biosimilars zu 14 Wirkstoffen am österreichischen Markt verfügbar. Im Laufe der Jahre habe sich der Anteil der Biosimilars stetig erhöht, wenngleich die Anteile der verordneten Biosimilars je nach Wirkstoff ein unterschiedliches Bild zeigen. „Im Krankenhausbereich ist der Uptake schneller als im niedergelassenen Bereich“, so Möritz-Kaisergruber.
Besonders erwähnenswert sei es, dass durch die Einführung von Biosimilars rund 690 € Mio (Preisbasis FAP) in den letzten 12 Jahren eingespart werden konnten. Ein wesentlicher Meilenstein war dabei die Einführung einer eigenen Erstattungspreisregelung für Biosimilars im Jahr 2017. Mehr als 80 Prozent der gesamten Einsparungen für das Kassensystem wurden seit deren gesetzlichen Verankerung erzielt. „Wenn wir in die Zukunft blicken, zeigt eine von IQVIA im Auftrag des Verbands durchgeführte Studie, dass durch neue Biosimilars sowie Preissenkungen von Referenzprodukten bis 2025 und unter der Voraussetzung dass diese Preisregelung so bleibt wie sie ist, zusätzlich rund 270 Mio. EUR eingespart werden können“, so Möritz-Kaisergruber.
Einsparungspotentiale auch aus Sicht der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) noch nicht ausgenutzt
DI Berthold Reichardt, Behandlungsökonomie der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) präsentierte anschließend in einem Rückblick Zahlen, Daten und Fakten rund um Einsparungen für die Kassen. Er stellte für mehrere Wirkstoffe im Zeitverlauf Kosten- und Patientenentwicklung dar. „Es hat sich gezeigt, dass sich durch die zunehmenden Verschreibungsanteile der Biosimilars und die gesetzlichen Preisregelungen erhebliche Einsparungen für die Krankenkassen ergeben haben“. Diese stünden nun, so der Referent auf Rückfrage einer Teilnehmerin, für neue innovative Therapien zur Verfügung. Aber die Entwicklung der Patientenzahlen je nach Wirkstoff seien individuell, erklärt Reichardt anhand einiger Beispiele.
Transparenz in Sachen Preisvergleich gefordert
Auf die Frage, was Kassen unternehmen könnten um Biosimilars zu fördern, erwidert Reichardt, dass es die Aufgabe der Behandlungsökonomie sei, auf die kostengünstigeren Biosimilars hinzuweisen. „Für den Arzt ist es wichtig, dass der Preis nachvollziehbar und erkennbar billiger ist“, so Reichhardt in der anschließenden Diskussion und spricht damit das Problem der Ärzte mit Preismodellen an. Prof. Andrea Laslop vom BASG meinte dazu, dass im Sinne der Transparenz, die überall gefordert wäre, dazu eine Grundsatzdiskussion zu führen wäre.
Verfügbarkeiten in Österreich
Reichardt wies weiters darauf hin, dass es in vielen Bereichen bereits jetzt eine hohe Versorgungsdichte mit innovativen Substanzen gäbe, da es für Österreich auch leistbar sei. Dazu Möritz-Kaisergruber: „Extrem wichtig bei allen Maßnahmen, die wir setzen ist, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Österreichischen Unternehmen gegeben ist“.
Es gibt nicht für jedes Biologikum ein Biosimilar!
Auf einen wesentlichen Punkt machte Möritz-Kaisergruber aufmerksam: Bei einer Vielzahl von bedeutenden Biologika ist das Patent abgelaufen, es gibt aber keinen Nachfolger. „Bei Generika sind meist am Tag nach Patentablauf bis zu 20 Generika am Markt, bei Biologika, wenn überhaupt, oft nur fünf“, so Möritz-Kaisergruber. Reichardt konkretisierte: „Wir haben durchaus 200 Mio Euro Umsatz für Biologika, deren Patent schon abgelaufen ist, bei denen aber noch keine Biosimilars verfügbar sind. In den nächsten Jahren folgen noch einige weitere umsatzstarke Produkte, ebenfalls ohne Aussicht auf Biosimilars“.
Patienteninformation
Auf die Frage welche Schritte notwendig wären, um Patienten die Zweifel an der Wirksamkeit und Qualität von Biosimilars zu nehmen, meinten sowohl Elfi Jirsa, die Präsidentin Myelom- und Lymphom Hilfe Österreich, als auch Andrea Laslop vom BASG, dass Aufklärung und Information maßgeblich seien.
Beginnen müsse es bei der Information und Aufklärung der Ärzteschaft, die laut Laslop schon gut angenommen werde. Die Europäische Kommission biete ausgezeichnetes niederschwelliges Informationsmaterial in vielen Sprachen. Hier hakte Frau Möritz-Kaisergruber ein: „Letztes Jahr wurde gemeinsam mit dem BASG, der Apotheker- und Ärztekammer ein Patienteninformationsblatt mit allgemeinen Informationen zu Biosimilars erstellt, welches als Unterstützung beim Arzt- oder Apothekergespräch gedacht ist“. Es kann über die jeweiligen Websites der beteiligten Institutionen abgerufen werden.
Einig ist man sich zu guter Letzt, dass eine Broschüre alleine nicht reiche, um Patienten aufzuklären. Wichtig wären auch Veranstaltungen auf verschiedenen Plattformen.
Nach sehr spannenden und informativen 90 Minuten sprach die BiVÖ Präsidentin, Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber, allen Teilnehmern ihren Dank aus. Das Business Breakfast endete mit der Zuversicht aller Teilnehmenden, weiterhin an dem Thema Biosimilars dranzubleiben.