Der Biosimilarsverband Österreich warnt vor negativen Auswirkungen des neuen Preisbands auf die Arzneimittelversorgung

Wien, am 30.06.2023

Der Biosimilarsverband Österreich (BiVÖ) warnt vor den negativen Auswirkungen des neuen Preisbands, das am 29. Juni 2023 vom Dachverband veröffentlicht wurde. Die vorgesehene Änderung, die mit Oktober 2023 in Kraft tritt, bedroht die Versorgungssicherheit und könnte zur weiteren Verknappung wichtiger Medikamente führen.

Die Neuregelung des Preisbandes legt den Höchstpreis für ein erstattetes Arzneimittel auf maximal 20 % über dem Preis des günstigsten gleichwertigen Arzneimittels fest, was eine Reduzierung des Wettbewerbsspielraums von 30 % auf 20 % bedeutet. Diese Beschränkung führt zu einer preislichen Abwärtsspirale, die das Marktangebot einschränkt und letztlich die Verfügbarkeit von wichtigen Medikamenten, darunter auch Biosimilars, gefährdet.

Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber, Präsidentin des Biosimilarsverbandes Österreich, betont die Dringlichkeit der Situation: „Um die Versorgung mit Medikamenten sicherzustellen, müssen wir die negative Preisspirale stoppen. Das bedeutet mehr Unterstützung und einen größeren Wettbewerbsspielraum für Biosimilars. Nur so können mehr günstige Biosimilars zur Verfügung stehen und Einsparungen für unser Gesundheitssystem ermöglichen.“

Biosimilars sind hochmoderne Nachfolge-Biologika, die in unserem Gesundheitssystem eine zentrale und zukunftsgerichtete Rolle spielen. Insgesamt blicken wir in Europa auf über 2 Milliarden sichere Patientenbehandlungstage mit den seit 2006 durch die EMA zugelassenen Biosimilars. Sie können Behandlungskosten meist sehr teurer Therapien z.B. in den Bereichen Krebs, Rheuma, entzündliche Darm- oder Hauterkrankungen um 53 % senken. Ein vermehrter Einsatz dieser hochqualitativen Medikamente trägt dazu bei, das Gesundheitsbudget rasch und finanziell nachhaltig zu entlasten.

Überführung der Biosimilars-Preisregel in Dauerrecht gefordert

Um die negativen Auswirkungen des Preisbandes zumindest teilweise zu kompensieren fordert der Biosimilarsverband Österreich zumindest die Überführung der Biosimilars-Preisregel in Dauerrecht.

Mit April 2017 bekamen Biosimilars erstmals durch eine Änderung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes einen eigenen Rechtsstatus und eine eigene Erstattungs-Preisregel auf gesetzlicher Ebene. Darin geregelt ist die Erstattung von Biosimilars und des entsprechenden Referenzproduktes. Damit können die Behandlungskosten durch Biosimilars insgesamt auf über 50 Prozent gesenkt werden.

„Diese Preisregel hat sich in den letzten sechs Jahren hinsichtlich der Verfügbarkeit neuer Biosimilars bestens bewährt: Seit Inkrafttreten kamen nahezu zeitgleich mit anderen europäischen Ländern 25 Biosimilars in den Erstattungskodex und haben alleine im Zeitraum zwischen 2017 und 2022 Einsparungen von 818 Mio. EUR ermöglicht. Der Biosimilarsverband Österreich fordert daher eine Überführung der Biosimilars-Preisregel in Dauerrecht“, so Möritz-Kaisergruber.

Eine vom Biosimilarsverband in Auftrag gegebene Verbrauchsstudie prognostiziert für den Zeitraum von 2023 bis 2027 weitere Einsparungen in Höhe von ca. 330 Mio. EUR. Durch den entstandenen Wettbewerb und den damit verbundenen günstigeren Therapiekosten können auch mehr Patientinnen und Patienten behandelt werden. Diese Einsparungen reduzieren sich um mindestens 40 %, wenn die bestehende Regelung nicht fortgesetzt wird.

Die Biosimilars-Preisregel stößt allerdings durch die verpflichtende Gleichpreisigkeit von Referenzarzneimitteln und Biosimilars nach Einführung des dritten Biosimilars an ihre Grenze. Durch diese Regelung wird der Wettbewerb wesentlich behindert und der Anreiz für weitere Biosimilars-Einführungen und damit für eine nachhaltig gesicherte Patientenversorgung gefährdet. Die Biosimilars-Verordnung sollte daher aktiv gefördert werden. Unterstützung erwartet sich der BiVÖ etwa durch die Sozialversicherungsträger mittels positiver Kommunikation und regelmäßiger Information.

 

Über den Biosimilarsverband

Der Biosimilarsverband Österreich ist die freiwillige Interessensvertretung der Biosimilarsanbieter und -produzenten. Biosimilars sind gleichwertige Nachfolgeprodukte von bereits seit Jahren am Markt zugelassene Biopharmazeutika, deren Patent abgelaufen ist und damit eine leistbare Alternative für teure Therapien. Unser Ziel: Patientinnen und Patienten einen Zugang zu innovativen biopharmazeutischen Arzneimitteltherapien zu ermöglichen, die auch nachhaltig finanzierbar sind. Unsere Mitglieder sind Amgen GmbH, Accord Healthcare GmbH, Astro Pharma GmbH, Biogen Austria, Fresenius Kabi Austria GmbH, Mylan Österreich GmbH (A Viatris Company), Sandoz GmbH und STADA Arzneimittel GmbH. Diese Unternehmen deckten 2020 rund 70 % des österreichischen Biosimilarsmarktes ab.

 

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