Neue Biosimilars-Studie zeigt: In den letzten 12 Jahren wurden dank Biosimilars und Preissenkungen rund 700 Millionen Euro eingespart.

  • In den nächsten 4 Jahren ist ein Einsparungspotenzial von bis zu 270 Mio. Euro möglich
  • 71 % des potenziellen Marktvolumens sind noch nicht ausgeschöpft

Wien, am 29.6.2021 – Eine neue Biosimilars-Verbrauchsstudie vom Biosimilarsverband Österreich (BiVÖ) in Kooperation mit IQVIA zeigt auf, dass das heimische Gesundheitssystem in den letzten 12 Jahren durch Biosimilars rund 700 Mio. Euro einsparen konnte. Davon entfielen ca. 500 Mio. Euro auf den niedergelassenen Bereich. Mindestens 190 Mio. Euro wurden in Krankenhäusern eingespart. Biosimilars haben damit eine enorme Bedeutung für die Finanzierbarkeit unseres Gesundheitssystems erreicht. Auch in den nächsten 4 Jahren können zusätzlich bis zu 270 Mio. Euro eingespart werden.

Biologika und Biosimilars gewinnen stetig an Bedeutung

Vor 15 Jahren wurde das weltweit erste Biosimilar durch die Europäische Kommission zugelassen. Mittlerweile sind in Europa 73 Biosimilars zu 16 Wirkstoffen zugelassen und am Markt. In Österreich sind es derzeit 48 Biosimilars zu 14 Wirkstoffen. Insgesamt blicken wir in Europa auf über 2 Mrd. sichere Patientenbehandlungstage mit den seit 2006 durch die EMA zugelassenen Biosimilars.

Der Gesamtmarkt in Österreich an Biologika und Biosimilars beläuft sich 2020 auf 1,5 Mrd. Euro. Biosimilars weisen im Jahr 2020 einen Umsatz von 153 Mio. Euro FAP auf. Das entspricht einem Wachstum von 29 % in nur einem Jahr. Biologika ohne Nachfolger weisen in 2020 einen Umsatz von 141 Mio. Euro auf – hier gibt es noch Einsparungspotenzial. „Wir haben in der Studie auch gesehen, dass sich der Umsatz von Biologika ohne Nachfolger zwischen 2018 und 2020 nicht verändert hat, der Markt zeigt keine Dynamik auf, obwohl es patentfreie Arzneimittel sind. Daraus lässt sich schließen, dass es wohl erst mit dem Eintreten von Biosimilars zu Kosteneinsparungen käme“, so Stefan Baumgartner, General Manager, Austria bei IQVIA. Insgesamt nehmen Biosimilars am biosimilarsfähigen Markt nur rund 29 % ein, damit sind 71 % des potenziellen Marktvolumens noch nicht ausgeschöpft.

Dennoch zeigt sich, dass die Bedeutung von und das Vertrauen in Biosimilars enorm gestiegen sind. Der Arzneimittelmarkt in Österreich ist seit 2010 um 60 % gewachsen, der Umsatz der Biosimilars ist in derselben Zeit um satte 1.600 % angestiegen. „Es zeigt sich aber auch sehr deutlich, dass Biosimilars erst mit der ASVG-Novelle in 2017 stark an Bedeutung gewonnen haben. Zwischen 2010 und 2021 ist der Umsatz von Biosimilars von 9 Mio. auf 153 Mio. gestiegen. Seit Inkrafttreten der Biosimilars-Preisregel in 2017 kamen nahezu zeitgleich mit anderen Europäischen Ländern 21 Biosimilars in den Erstattungskodex und haben alleine im Zeitraum zwischen 2017 und 2020 gemeinsam mit den Preissenkungen der Originalarzneimittel Einsparungen von € 539 Mio. Euro ermöglicht“, so Möritz-Kaisergruber.

Die meisten Biosimilars-Anteile nach Molekül haben mit 100 % Marktanteil Filgrastim-Biosimilars (Onkologie), gefolgt von Rituximab (Onkologie/Rheumatologie) mit 86 %, Epoetin (Nephrologie) mit 85 % und Infliximab (Rheumatologie) mit 84 %. Eine besonders deutliche Marktausweitung nach Biosimilars-Launch zeigt sich bei Pegfilgrastim, (+34 %), Adalimumab (+20 %) & Trastuzumab (+12 %). Damit können mehr Patienten zu günstigeren Preisen bei schweren Erkrankungen wie Krebs oder Autoimmunerkrankungen behandelt werden. Insgesamt sind die durchschnittlichen Preise pro Einheit/Spritze zwischen 27 % und 50 % gesunken.

Großes Marktpotenzial durch Patentabläufe

Am globalen Markt an Patentabläufen zeigt sich großes Potenzial: Die größten Patentabläufe von Produkten mit einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. US-Dollar jährlich werden in den USA stattfinden. In diesem Marktsegment wird es einen sehr starken Wettbewerb geben. In Europa wird es vor allem Patentabläufe von Produkten mit einem jährlichen Umsatz unter 1 Mrd. US-Dollar geben. Bei Produkten mit einem jährlichen Umsatz zwischen 100 Mio. US-Dollar und 1 Mrd. US-Dollar, deren Patent abläuft, könnte ein großer Teil von Herstellern aus Indien und China übernommen werden, da diese zu niedrigeren Kosten produzieren können. Bei den kleineren Patentabläufen mit jährlichen Umsätzen von 100 Mio. US-Dollar oder weniger, wird der Wettbewerb eher geringer sein und die Entwicklung von Biosimilars könnte in diesem Bereich länger dauern.

In Österreich läuft bis zum Jahr 2025 der Patentschutz für 12 Biologika mit einem aktuellen Gesamtvolumen von über 211 Mio. Euro Fabriksabgabepreis aus. Das betrifft wichtige Therapiebereiche wie Autoimmunerkrankungen, Onkologie, Augenheilkunde oder Osteoporose (Knochenschwund).

Biosimilars-Preisregel muss in Dauerrecht überführt werden

Das Parlament hat die Biosimilars-Preisregel am 17. Juni für zumindest zwei weitere Jahre verlängert. Der Biosimilarsverband Österreich begrüßt diese Entscheidung als ersten Schritt in die richtige Richtung, fordert aber weiterhin eine Überführung der Biosimilars-Preisregel in Dauerrecht. „Wäre die Biosimilars-Preisregel nicht zumindest um zwei weitere Jahre verlängert worden, hätte dies dem Gesundheitssystem in den nächsten 5 Jahren an die 100 Mio. Euro an Einsparungen kosten können, weil neue Biosimilars nicht oder erst verspätet eingeführt werden würden“, so Möritz-Kaisergruber. Um das Einsparungspotenzial bis 2025 von bis zu 270 Mio. Euro voll auszuschöpfen, braucht es für Biosimilarsanbieter langfristige, stabile Rahmenbedingungen.

„Weiters fordern wir von der Politik die gezielte Förderung von Biosimilars, etwa durch Verordnungsquoten oder eine Verringerung der Rezeptgebühr“, so Möritz-Kaisergruber.

 

Über den Biosimilarsverband

Der Biosimilarsverband Österreich ist die freiwillige Interessensvertretung der Biosimilarsanbieter und -produzenten. Biosimilars sind gleichwertige Nachfolgeprodukte von bereits seit Jahren am Markt zugelassene Biopharmazeutika, deren Patent abgelaufen ist und damit eine leistbare Alternative für teure Therapien. Unser Ziel: Patientinnen und Patienten einen Zugang zu innovativen biopharmazeutischen Arzneimitteltherapien zu ermöglichen, die auch nachhaltig finanzierbar sind. Unsere Mitglieder sind Amgen GmbH, Accord Healthcare GmbH, Astro Pharma GmbH, Biogen Austria, Fresenius Kabi Austria GmbH, Mylan Österreich GmbH (A Viatris Company), Sandoz GmbH und STADA Arzneimittel GmbH. Diese Unternehmen repräsentieren über 76 % des österreichischen Biosimilarsmarktes.  Mehr Informationen: www.biosimilarsverband.at 

 

Rückfragehinweis:

Für den Biosimilarsverband Österreich

Ute Stocker
ute.stocker@gaisberg.eu
+43664 88446426

 

Hier finden Sie die Presseaussendung in der OTS-Pressemappe des Biosimilarsverband Österreich.