Die Biosimilars-Chance: Genutzt oder vertran?

Am 10. Oktober 2019 lud der Biosimilarsverband Österreich eine Expertenrunde aus Pharma und Medizin zu einer spannenden Diskussion in die Mumok Lounge. Am Podium diskutierten Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber (Biosimilarsverband Österreich), Dr. Mathias Flume (Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe), Prim. Dr. Johann Hitzelhammer (Wiener Gebietskrankenkasse) und Univ. Prof. Dr. Clemens Dejaco (Oberarzt an der Abteilung Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik Innere Medizin III, MUW, AKH Wien) unter der Moderation von Mag. Claudia Dannhauser (ORF) zum Thema „Die Biosimilars-Chance: Genutzt oder vertan?“. Dabei gaben die Experten Einblicke in aktuelle Entwicklungen zum Thema Biosimilars aus unterschiedlichen Perspektiven.

Durch den Einsatz von Biosimilars konnten in Österreich in den letzten 10 Jahren bereits 200 Millionen Euro eingespart und für innovative Therapien eingesetzt werden. In den nächsten fünf Jahren ist ein Einsparungspotenzial von 500 Millionen Euro möglich. Sehr eindrücklich zeigt dies etwa der Vergleich der Jahrestherapiekosten von Infliximab, die vor Einführung von Biosimilars bei 15.000 Euro standen und nach Einführung von Biosimilars auf ein Drittel gesenkt werden konnten.

Hier zeigt sich noch viel Potenzial, denn derzeit werden lediglich 23 % des Biosimilars-fähigen Marktes ausgeschöpft. Auch gibt es große Unterschiede im Biosimilars-Einsatz: Im Krankenhaus liegt der Biosimilarsanteil bei über 90 Prozent – das ist vor allem auch auf den großen Budgetdruck zurückzuführen unter dem Krankenhäuser stehen, wie auch in der anschließenden Fragerunde erläutert wurde. Hier können Biosimilars maßgeblich helfen, an den richtigen Stellen Kosten zu senken.

Im niedergelassenen Bereich ist der Biosimilars-Einsatz noch wesentlich zögerlicher: Während zum Beispiel der Adalimumab Absatz seit Jänner 2019 auf 15,5 Prozent wächst, erreichen Biosimilars nur einen einstelligen Marktanteil. Die Teilnehmer waren sich einig, dass hier noch Informationsarbeit geleistet werden muss, um mögliche Unsicherheiten auszuräumen und die Biosimilars-Verordnung aktiv zu fördern. Im Falle der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) etwa durch Informationsschreiben der gemeinsamen Arbeitsgruppe, Arzneimittel-Trendmeldungen, spezielles Reporting und Zielwerten.

Unterstützung erwartet sich der BiVÖ etwa durch die Sozialversicherungsträger mittels positiver Kommunikation und regelmäßiger Information aber auch durch die Politik mit Hilfe von Anreizsystemen wie etwa einer reduzierten Rezeptgebühr. Auch in der Einführung einer Verordnungsquote sieht der BiVÖ ein adäquates Mittel zur Biosimilars-Förderung.

Ist die Biosimilars-Chance nun genutzt oder vertan? Die Diskutanten und Teilnehmer waren gemischter Meinung, waren sich aber weitgehend einig, dass noch viel Informationsarbeit geleistet werden muss um die Potenziale von Biosimilars für unser Gesundheitssystem voll auszuschöpfen.